Uschebti 5 cm
Uschebtis ca. 5 cm, die Diener der Verstorbenen
Alle Uschebtis werden in Ägypten von Hand aus Ton gefertigt und einfach gebrannt. Dadurch sieht jede Figur etwas anders aus und variiert leicht in der Grösse.
Die kleinen mumienförmigen Figuren wurden ab ca. 1.800 v. Chr. angefertigt und sollten im Jenseits einerseits die Verbindung zum Totengott Osiris herstellen und andererseits anstelle der Toten den vorgeschriebenen Frondienst leisten. Idealerweise sollten einem Verstorbenen 365 Uschebtis – für jeden Tag des Jahres ein Uschebti – mitgegeben werden. Der Name wurde von usceb (antworten) hergeleitet, denn sie folgten jeden Tag dem Ruf zur Arbeit.
Ausführliche Beschreibung
Uschebti waren seit dem Mittleren Reich bis in ptolemäische Zeit eine der beliebtesten Grabbeigaben des alten Ägypten. Auch ihre Bezeichnung leitet sich aus dem Altägyptischen ab, nämlich von ihrer spätzeitlichen Benennung Weschebti, die im Allgemeinen mit der Übersetzung „Antworter“ wiedergegeben wird.
Es handelt sich bei den Uschebti um Statuetten, die ursprünglich als Abbild des mumifizierten Verstorbenen fungierten, schon bald jedoch eine Stellvertreterfunktion für den Verstorbenen übernahmen, falls dieser im Jenseits zu Arbeiten aufgerufen wurde. Dieser Bedeutungswandel dürfte mit der besser werdenden Mumifizierungstechnik einhergehen, da ab dem Zeitpunkt, da das Mumifizieren die Unversehrtheit des Körpers garantieren konnte, keine weiteren Vorkehrungen in Form eines „Ersatzkörpers“ nötig waren.
Die ältesten erhaltenen Uschebti sind einfache nackte Figuren aus Wachs oder Lehm, die anscheinend das gleiche Geschlecht wie die Verstorbenen aufwiesen. Diese kleinen Figuren wurden in Mumienbinden eingewickelt und in Miniatursärgen beigesetzt. In einer späteren Entwicklung wurden Uschebti dann mit ungegliedertem, also mumienförmigem Körper, dargestellt und nun zumeist aus Stein, Holz oder Fayence gebildet.
Die frühesten Uschebti sind entweder unbeschriftet oder tragen den Namen des Verstorbenen. Ab der 12. Dynastie kann es zur Beschriftung mit der sogenannten Opferformel kommen, ein Standardtext mit der Bitte um Opfergaben für den Verstorbenen. Erst ab der 13. Dynastie wird der für Uschebti bis in die ptolemäische Zeit charakteristische Text gebildet, der Aufgaben und Zweck der Uschebti erklärt:
„O ihr Uschebti, wenn ich verpflichtet werde, irgendeine Arbeit zu leisten, die dort im Totenreich geleistet wird – wenn nämlich ein Mann dort zu seiner Arbeitsleistung verurteilt wird - , dann verpflichte du dich (zu) dem, was dort getan wird, um die Felder zu bestellen und die Ufer zu bewässern, um den Sand des Ostens und des Westens zu überfahren. „Ich will es tun, hier bin ich“, sollst du sagen.
Die Anzahl der beigegebenen Uschebti scheint zunächst keiner Regel zu folgen. Erst gegen Ende der 18. Dynastie entwickelt sich das Ideal von 365 Uschebti, also einer pro Tag. Pharaonen wurden zum Teil noch mehr Uschebti, sogar um die tausend, mitgegeben. Um ihre Aufgaben richtig ausführen zu können, wurden die Uschebti nun mit den notwendigen Geräten ausgestattet: Pickel, Hacken und Pflüge.
Später, ab der 19. Dynastie, wurden sie durch Aufseherfiguren, die überwachten, dass sie ihre Arbeiten ordnungsgemäß durchführten und oft mit Stock und Peitsche ausgestattet waren, ergänzt. So bekam jede Zehnerschaft einen Aufseher, und zu diesem trat dann auch noch ein Oberaufseher. Diese Aufseherfiguren sind stets in der Tracht der Lebenden dargestellt.
Aus dem Mittleren Reich sind nur Uschebti von Privatleuten bekannt. Erst mit der 18. Dynastie treten die ersten königlichen Uschebti auf, die aufwändig verarbeitet und aus besseren Materialien wie Alabaster hergestellt oder vergoldet sein konnten, aber sie hatten weiterhin dieselbe Aufgabe. Am Ende des Neuen Reiches und am Anfang der Spätzeit wurden Uschebti oft massenweise produziert, was man an ihrer schlechten Qualität erkennen kann. Das am meisten verwendete Material in dieser Zeit war Fayence. Die Beschriftung wurde grob aufgemalt und ist manchmal schwer zu lesen. Um 30 v. Chr. verschwanden Uschebti als Grabbeigabe.
Text: A. Zdiarsky